Die Dissertation, mit der Rene Koenig 1930 bei Max Dessoir an der Universitat Berlin promovierte, wurde erstmals ein Jahr spater in Leipzig veroeffentlicht. Trotz dieser Buchpublikation blieb sie das am wenigsten bekannte Werk des Autors, das gleichwohl einen festen Platz in literaturwissenschaftlichen Bibliographien zum Naturalismus errungen hat.

Koenig rekonstruiert hier das Wirklichkeitsverstandnis der naturalistischen AEsthetik, die in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts von Frankreich aus weite Teile der europaischen Literaturdebatten beeinflusste. Leitende Begriffe dieses Konzepts - wie Milieu, Gesellschaft u.a. - werden einer kritischen Prufung unterzogen und der sozialwissenschaftlichen Diskussion der Epoche konfrontiert.

Neben dieser Analyse besticht Koenigs Werk durch seine nachhaltige Durchleuchtung von Wirklichkeitsspharen, die auch den spateren Soziologen immer wieder in ihren Bann zogen. Das Buch zeigt den jungen Autor unterwegs zu einem Teil seiner Lebensthemen: Probleme der Beobachtung, von Familie, Beruf und stadtischer Gemeinde klingen an.