Diese Arbeit gewann 2007 den Preis der Theologischen Fakultat der Universitat Basel.
Was bedeutet Zions Weiblichkeit in der judischen Religions- und Literaturgeschichte? Die biblische Zionsgestalt ist schon im Midrasch des Hohenliedes die Geliebte, an der sich Gott freut, sie ist aber auch die verlassene Mutter, die Stadt Jerusalem, wie im biblischen Klagelied. Die hebraische synagogale Poesie widerspiegelt seit Jannai (6. Jh.) und uber Abraham Ibn Ezra (11./12. Jh.) hinaus in der weiblichen Zionsgestalt das wechselnde Selbstverstandnis des judischen Volkes.
Der literarischen Palette von Frauenmetaphern Zions widmet sich nun erstmalig diese motivgeschichtliche Untersuchung. Der neue Ansatz der Autorin zeigt, wie die judischen Hofpoeten, u.a. Shlomo Ibn Gabirol, Moshe Ibn Ezra und Jehuda Halevi das traditionelle Frauenbild Zions mit der Figur der schoenen Geliebten aus der arabo-hebraischen Liebesdichtung verbinden, ihr aber auch die mannliche Rolle des sehnsuchtigen Freundes / Schutzlings aus der Panegyrik geben. Welche Funktion hat diese kontroverse Doppelrolle Zions? Die Problemstellung ist das Exil: Irrt Zion, die Geliebte Gottes, ziellos umher oder sucht sie nach Gott und ihrer Heimat? Die Autorin bietet nicht nur ein literarisches Panorama hebraischer Poesie, sondern ruckt die bedeutendste Literaturgattung des Mittelalters in ein neues Licht. Die beigelegte CD-ROM enthalt 145 ubersetzte und kommentierte Gedichte klassischer Piyyutdichter des Landes Israel und der Dichter des Goldenen Zeitalters von al-Andalus. Davon werden rund ein Drittel auch in der hebraischen Originalversion wiedergegeben.