Fragen der gedachtnismassigen Reprasentation von Wissen stehen gegenwartig im Zentrum des Forschungsinteresses von Kognitionspsychologie, Kunstlicher Intelligenz-Forschung und Lehr-Lern-Forschung. Sichtbaren Ausdruck findet dieses Forschungsinteresse in der grossen Zahl derzeit bestehender Wissens- reprasentationssysteme. Kennzeichnendes Merkmal der theoretischen Sy- steme ist die Auffassung, dass gedachtnismassig reprasentiertes Wissen struk- turiertes Wissen darstellt (Wissen hat Struktur). Qualitative Unterschiede in der individuellen Wissensorganisation sind danach von entscheidender Be- deutung fur die Informationsverarbeitung. Sucht man allerdings nach geeig- neten diagnostischen Verfahren zur Erfassung qualitativer Aspekte indivi- dueller Wissensstrukturen, so wird rasch deutlich, dass bestehende Diagnose- verfahren wissenstheoretischen Erkenntnissen nicht gerecht werden. Die in- tensive Beschaftigung der Forschung mit Fragen der Theoriebildung hat die Entwicklung theorieorientierter Diagnoseinstrumente bisher kaum beeinflusst. Auf moegliche Methoden zur Erfassung von Wissensstrukturen wird zwar gele- gentlich hingewiesen, ihre Zuordnung zu theoretischen Modellen der Wissens- reprasentation bleibt jedoch gewoehnlich im dunkeln. Mit der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, bestehende theo- retische und methodische Ansatze zur Erfassung und Reprasentation von Wis- sensstrukturen konstitutiv aufeinander zu beziehen. Hierzu werden jeweils zunachst theoretische Modelle der Wissensreprasentation innerhalb eines be- stimmten Grundansatzes dargestellt und unter dem Aspekt ihrer Implikationen fur die Bearbeitung wissensdiagnostischer Fragestellungen kritisch disku- tiert und bewertet. Daran anschliessend erfolgt jeweils eine exemplarische Darstellung derjenigen methodischen Zugangsweisen zur Erfassung von Wis- sensstrukturen, die den theoretischen Modellvorstellungen entsprechen. Im Kontext der Diskussion bestehender theoretischer Grundansatze der Erfassung und Reprasentation von Wissensstrukturen werde dabei offene theoretische und methodelogische Fragen behandelt sowie Probleme und Perspektiven einer theorieorientierten Diagnose von Wissensstrukturen aufgezeigt.