In einem konstellativen Vergleichsverfahren zeigt die vorliegende Arbeit, dass jenes programmatische Desiderat aus Schillers Asthetik, das Spiel des Menschen zu sich und der Welt zu ermoglichen, in Goethes Stilkonzept uberzeugender noch formuliert ist als dort. Primar lasst sich dies an der Forderung nach einer Versohnung von Natur und Geist, reflektiert im Verhaltnis von Stoff und Form und in der Symbol-Allegorie-Auseinandersetzung, veranschaulichen. Verstehbar wird das Faktum erst, sieht man den Stil als klassischen Kunstbegriff in seinem Wechselverhaltnis zu Goethes Naturkonzeption und darauf aufbauender Erkenntnis- und Wissenschafts-theorie- sowie seiner Lebenspraxis. Entsprechend der Verschrankung dieser drei Dimensionen von Goethes Weltdurchdringung im Begriff des Stils sind bei Schiller drei Perspektiven des Stils zu denken: die asthetische, die geschichtsphilosophisch-politische und die anthropologisch-psychologische. In allen drei Dimensionen aber weist sich das Prinzip des -spielenden Stils-, insofern es Ordnung aus Freiheit, aus Subjektivitat bedeutet, als von akuter aktueller Relevanz aus."