Die friihkindliche Hirnschiidigung durch Komplikationen von Schwangerschaft und Geburt, durch entziindliche, traumatische und toxische Liisionen des nervosen Zentralorgans ist in ihrer prognostischen, sozialiirztlichen und psychopathologischen Bedeutung erst in den letzten ]ahrzehnten erkannt worden. Lange Zeit wurde die "bloBe Entwicklungsverzogerung" solcher Kinder im korperlichen und psychischen Bereich ziemlich bagatellisiert und ihr Dberleben iiberhaupt als Beweis fUr die dem kindlichen Organismus vermeintlich innewohnenden unbegrenzten Ausgleichs- moglichkeiten angesehen. Erst durch Liingsschnittuntersuchungen, die vor aHem von kinder- und jugendpsychiatrischer Seite durchgefiihrt wurden, sind die Fern- wirkungen solcher Friihschiiden evident gemacht worden. Geburtshilfe und Piidiatrie haben ihreKonsequenzen aus solchen katamnestischen Untersuchungen gezogen. Die subtilere Schwangerenbetreuung und behutsamere Geburtslenkung und eine inten- sivere Behandlung der Risikokinder haben nachweislich die Hiiufigkeit solcher cerebralen Friihschiiden herabzudriicken vermocht. Dem Kinder-und J ugendpsychiater, dem bevorzugt iiltere Kinder mit Leistungs- behinderungen, Anpassungsschwierigkeiten, Verhaltensstorungen und mehr oder weniger tiefgreifenden Abweichungen ihrer Personlichkeitsentwicklung zugefUhrt werden, steHen sich in Praxis und Forschung immer wieder aufs neue Fragen urn die pathogenetische Valenz solcher friihkindlichen Hirnschiidigung, ihre Objektivier- barkeit, ihre somatische und psychologische Diagnostik und ihre entwicklungs- prognostische Bedeutung.