Gegenstand dieser sprach- und kulturgeschichtlich angelegten Studie ist die nationale Ideologisierung der deutschen Sprache von der Gründung der Fruchtbringenden Gesellschaft bis zum Ende des Dritten Reiches. Im theoretischen Teil werden zunächst moderne Nations- und Nationalismuskonzepte diskutiert und Ethnizität, Geschichte und Sprache als relevante Dimensionen nationaler Identitätskonstruktion eingeführt. Mittels der linguistischen Diskursanalyse wird im historisch-systematischen Darstellungsteil ein zeitlich breit gestreutes Korpus sprachreflexiver Texte ausgewertet. Deren Analyse zeigt, dass die im historischen Reflexionsprozess über die deutsche Sprache formulierten Ansichten, Vorstellungen und Wünsche einer doppelten Prestigesteigerung - dem der Sprache und dem der Nation - dienen und dadurch nicht nur als Indikator, sondern zugleich als Faktor nationaler Selbstimagination fungieren.
Anders als bisherige Einzeluntersuchungen zum Thema verbindet diese Gesamtdarstellung den historischen Überblick über die Diskurslinien mit einer systematischen Zusammenschau wiederkehrender begrifflicher, metaphorischer und argumentativer Diskursmuster. Von ihnen werden als Ergebnis neun Prinzipien abstrahiert, die den sprachnationalistischen Diskurs epochenübergreifend konstituieren und regulieren. Damit eröffnen sie die Perspektive für eine Neubewertung der Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Sprachpatriotismus und Sprachnationalismus in Deutschland.