Goethes Wort, in der Beschränkung zeige sich der Meister, kann auf niemanden besser zutreffen als auf Matthias Claudius (1740-1815). Im Kreise seiner Familie fand er jenen Punkt, von dem aus er die Welt draußen zu betrachten, beurteilen und in seinem literarischen Werk einzufangen vermochte. Die Schattenseite dieser für ihn idealen Existenz als Vater, Erzieher und Freund seiner Kinder war lange Zeit die finanzielle Not, die ihn zwang, eine Vielzahl von Artikeln, Gedichten, Rezensionen zu veröffentlichen - bis 1785 der dänische König dem "Wandsbecker Bothen" eine Pension aussetzte. Das Leben Matthias Claudius' mit seinen Höhen und Tiefen zieht in farbiger Darstellung an uns vorbei; in die Biographie verwoben sind Proben aus dem Werk Claudius', dessen scheinbar kunstlose Einfachheit und natürliche Grazie noch heute ganz unmittelbar ansprechen: lebensfroh in der Poetisierung häuslicher Erlebnisse etwa in dem humorvollen "Kartoffellied" - angstvoll beschwörend im "Kriegslied".