Die rezeptionsasthetisch orientierte Arbeit untersucht die Kafka-Rezeption von Ernst Krenek, die in engem Zusammenhang mit seiner Exilierung in die Vereinigten Staaten 1938 steht. Krenek hat zweimal Texte von Franz Kafka vertont - 1937/38 entstehen funf Lieder op. 82 und 1959 sechs Motetten op. 169 - sowie eine Rezension zur Gesamtausgabe von Franz Kafka und eine an den Prozess von Kafka erinnernde Novelle geschrieben. Die Lieder, entstanden auf der Schiffsreise uber den Atlantik und in Hotelzimmern in den USA, bilden dabei das "Protokoll" seiner Exilierung, die die Novelle literarisch aufzuarbeiten versucht. Die sechs Motetten thematisieren wieder den Heimatverlust und beantworten die in den Liedern offen gebliebene Frage nach dem Wohin. Die musikalische und literarische Auseinandersetzung mit Kafka war fur Ernst Krenek die Moeglichkeit, auf die als bedrangend erlebte Lebenswirklichkeit kunstlerisch zu reagieren.