Physikotheologie (oder argument from design) ist der frühaufklärerische Versuch, die Naturphilosophie der frühen Neuzeit und ihre Techniken des Beobachtens und Experimentierens mit dem überlieferten Wissen christlich-jüdischer Provenienz zu korrelieren. Diese Studie widmet sich den unterschiedlichen Ausprägungen physikotheologischer Rede im deutschen und englischen Sprachraum um 1700 im Schnittpunkt von Wissenschaftsgeschichte, Sprach- und Literaturtheorie, Rhetorik, Philosophie und Theologie. Zur Diskussion stehen Texte von Hooke und Boyle, von Locke, Bentley und Newton, von Derham sowie von Addison und Brockes. Die philologische und historische Rekonstruktion des Physikotheologie-Begriffs bildet die Grundlage einer genauen Textlektüre, die den Blick auf einige weitreichende Aspekte wie das Verhältnis von Beschreibung und Sprache, von Wissen und Glauben, von Tradition und Innovation eröffnet.
Zudem wirft dieses close reading ein Licht auf die Genese, Situierung und Sistierung von Argumentation überhaupt. Im theoretischen Fokus der Untersuchung steht die Frage, inwiefern Argumente und Denkmodelle im Banne bestimmter rhetorischer Tropen und Figuren stehen. In Erweiterung metaphorologischer Konzepte werden bspw. auch Metonymie, Amplificatio, Evidentia oder Chiasmus als Fundament von Argumenten gelesen. Tropen und Figuren werden also nicht als sekundierender Redeschmuck begriffen, sondern als das, was Rede überhaupt erst ermöglicht.