1. Das dritte Dogma des Empirismus. Die pragmatische Wende QUINES Aufsatz uber die beiden Dogmen des Empirismus bildete, wie man retrospektiv, uber dreiBig Jabre nach det etsten VerOffendichung sagen kann, einen Meilenstein in det Entwicklung der modernen Wissenschaftstheorie. Zwar ist ein Abriicken yom empiristischen Ansatz weder Ziel noch Effekt det Quineschen Kritik gewesen. Aber sie hat deutlich gemacht, daB der moderne Empirismus beim Studium des Aufbaus wissenschaftlicher Theo- rien, ihrer Beurteilungen und ihrer Anwendungen skh viel zu enge Schranken setzte. Die beiden selbstauferlegten Fesseln bestehen nach QUINE in det scharfen Trennung zwischen analytischen und synthetischen Satzen sowie in der These, daB ane in empirischen Wissenschaften verwendeten nichtlogi- schen Begriffe definitorisch auf einige Grundbegriffe zutuckfuhtbar seien, die sich nur auf Beobachtbares beziehen. Das eben erwahote zweite Dogma des Empirismus kann heute als uberwun- den gelten. MaBgebend dafur war vermutlich nicht anein QUINES Kritik, sondern zudem die Tatsache, daB mit R. CARNAP einer der Hauptvertreter des Empirismus von dieser These abriickte. In seinem ersten Buch, Der iogische Aufoau der Welt" hatte er noch versucht, det empiristischen Begriffslehre den Status einer programmatischen Deklaration zu nehmen und sie in eine logisch begrundete Aussage zu transformieren. CARNAPS Einsicht in die empirische Unclefinierbarkeit von Dispositionspradikaten sowie die sich immer starker clurchsetzencle Oberzeugung von der Existenz rein theoretischer Begriffe, die mit dem Bereich des Beobachtbaren nur mehr lose und sehr indirekt verknupft sind, bildeten die beiden wichtigsten Manifestationen des Scheiterns dieses grollattigen Projektes.