Frauen werden im englischen Spatmittelalter auf den Innenraum von Haus und Kirche verwiesen. Wie sie diese Raume nutzten und kreativ (um-)gestalteten und auf welche Weise es ihnen gelang, reale Raume mental zu transgredieren und durch mentale Innenraume auszuwechseln, zeigt diese Arbeit. Dabei wird Raum - in Anlehnung an Giddens' Theory of Structuration und den poststrukturalistischen Ansatz der Archaologie - als sowohl wirkmachtig als auch verschieden interpretierbar und transformierbar verstanden. Der Ruckzug in den mentalen Innenraum fuhrte im Extremfall dazu, dass neben der realen eine zweite Existenz aufgebaut wurde. Beide Existenzweisen konnten, wie insbesondere an den Biographien von Margaret Beaufort sowie Cicely und Margaret von York ablesbar ist, problemlos nebeneinander bestehen oder - wie am Beispiel von Margery Kempe gezeigt wird - so unvereinbar miteinander sein, dass gesellschaftliche Sanktionen die Folge waren.