Der grune Heinrich von 1854/55 steht immer noch im Schatten seines Pendants von 1879/80. Die vorliegende Untersuchung befragt ihn auf seine eigenen Strukturen und Gehalte hin. Zu diesen gehoert z.B. das Eroeffnungsbild Zurichs, das eine ganze Reihe von Stadt- und Ortsbildern nach sich zieht. Der Wechsel der Orte und Zeiten schafft eine Vielfalt der Perspektiven ebenso wie der lange Einschub der Jugendgeschichte. Die damit gegebene Mehrschichtigkeit erweitert Keller durch eine Vielzahl von intertextuellen Bezugen. Im Spiel mit der Tradition der Idylle und der Dorfgeschichte, mit Goethe und Schiller, mit Jean Paul und Ludwig Feuerbach thematisiert der Roman zugleich die Chancen und Noete der UEbergangszeit um 1848. Als Zeitroman sieht er sich beiden Zeiten, dem Vor- und dem Nachmarz, verpflichtet und hebt sich gleichzeitig von ihnen ab. Als Mutterroman thematisiert er die toedliche Geschlechterpolarisierung um die Jahrhundertmitte. Beide, der Zeit- wie der Mutterroman, mussen in den Tod des Helden munden. Mit diesem Ende verknupft Keller wie im ganzen Roman Abrundung und OEffnung miteinander. Der Blick auf die Artistik von Kellers Romanerstling scharft zugleich jenen auf sein Gesamtwerk.