Der japanische Religionsphilosoph Takamaro Shigaraki gewährt einen ungewöhnlichen Blick auf den Buddhismus: Meister Shinran schockierte im 13. Jahrhundert mit der Aussage: Sogar der Gute kommt ins Land des Buddha, wie viel leichter der Böse. Gute Werke und fromme Übungen führen nicht zur Erlösung, weil selbst die beste Tat im Tiefsten aus Berechnung geschieht, also egoistisch und schlecht ist. Erst die Erkenntnis, wie man deshalb der Hölle geweiht ist, die erschütternde Erfahrung des eigenen Fallens, ermöglicht Befreiung vom Egoismus: Sehen, dass mein Ich-Sein als Mensch das gleiche ist wie das Fels-Sein des Felsens, das Baum-Sein des Baumes und das Blume-Sein der Blume. Ich bin nicht getrennt von all diesen, bin nicht verschieden vom Wassertropfen, der im Strom fließt, als Regen fällt, im Nebel wallt, im Zapfen gefriert, im gewaltigen Ozean wogt, oder als kleinstes Teilchen einer sich stets wandelnden Wolke an einem fernen Horizont vorüberzieht. In einer Welt zu leben, in der alle Objekte als Subjekte gleichwertig sind, heißt im Land des Buddha sein.