Patriotismus und Protestantismus - Konfessionelle Semantik im nationalen Diskurs zwischen 1749 und 1813
In Deutschland sind die nationalpolitischen Forderungen nach Einheit und Freiheit in hohem Maß durch christliche Überlieferungen grundiert. Während das übliche Geschichtsbild von einer Säkularisierung des Religiösen oder von einer Sakralisierung der Nation ausgeht, legt Christian Senkel eine verwilderte Mischung von Selbstvergewisserungen frei, die auf eine evangelische Bändigung des Nationalen hoffen oder aber eine Nationalisierung des Christentums anstreben. Als bedeutsam für dieses gemischte Bild erweisen sich vor allem die Imaginationen von Literaten: Bald steht Luther als Kult(ur)figur einer freiheitlichen deutschen Republik voran, bald erzeugt die protestantische Kriegsrhetorik gegen Frankreich und Napoleon Druck auf die nationalpolitisch zentralen Begriffe - so beginnt der nationalistische Missbrauch konfessionellen Ausdruckslebens.