UEbersetzte Lyrik zu untersuchen bedeutet, neben der Bewaltigung eines Dschungels an Definitionen von UEbersetzung, hochkomplexe Arbeit ohne spezialisiertes Werkzeug. Ohne systematisierenden Rahmen ist die Gefahr blinder Flecken in der UEbersetzungskritik gross, das Ergebnis nicht immer wissenschaftlich fundiert und fur den Leser haufig wenig transparent. Diese Arbeit tragt zur Systematisierung der UEbersetzungskritik bei, ohne deren hermeneutische Natur auszublenden: Sie bietet Orientierung in Definitionsfragen und erarbeitet spezifisches Handwerkszeug fur umfassende, nachvollziehbare UEbersetzungsanalysen und -bewertungen. Der Principles&Parameter-Approach der Generativen Grammatik dient dabei als fruchtbare Metapher fur ein Rahmenmodell, das neben relevanten linguistischen auch historische, kulturelle und literaturwissenschaftliche Kriterien fur grundliche UEbersetzungskritik sowie das produktive shift-Konzept enthalt. Zahlreiche Beispiele illustrieren das Modell, das eine Grundlage fur weitere Detailforschung liefern kann. Es findet ausfuhrliche Anwendung in der Untersuchung mehrerer UEbersetzungen des Gedichtes "If I Could Tell You" von W.H. Auden, dessen komplexe Lyrik haufig ins Deutsche ubersetzt, bislang aber wenig untersucht wurde. Auch die Praxis des Literaturubersetzens bleibt nicht aussen vor: Ausfuhrliche Interviews mit den renommierten Literaturubersetzern Hanno Helbling (verst. 2005) und Christa Schuenke liefern wichtige Impulse fur die systematisierenden UEberlegungen. Sie erscheinen hier, wie zwei durch diese Arbeit entstandene Auden-UEbersetzungen, erstmalig.