Als erster Mensch im Weltraum umkreiste der sowjetische Luftwaffenoffizier Jurij Gagarin am 12. April 1961 in seinem Raumschiff Vostok die Erde. Mehr als 50 Jahre nach dem Ereignis und lange nach Ende des Kalten Kriegs geniesst Gagarin weiterhin Aktualitat. Der Koerper des Kosmonauten lebt als eine grenzuberschreitende Erinnerungsfigur nahezu ungebrochen fort. Das Archiv seiner medialen Reprasentationen als Gast aus der Zukunft und Zeuge einer besseren Welt, als ewig lachelndes Kindheitsidol und zu fruh verstorbener Himmelssohn, als russischer Recke und christlicher Heiliger ist genauso unerschoepflich wie ungeordnet. Die Aufsatze und Gesprache in diesem Buch wollen die seit uber einem halben Jahrhundert automatisierten Wahrnehmungsmuster und Erzahlverfahren uber Gagarin als Archivkoerper und Erinnerungsfigur kritisch reflektieren und damit einen Beitrag dazu leisten, das Reden und Denken uber Gagarin wieder fur kulturwissenschaftliche Debatten und kunstlerische Interventionen zu Erinnerungskulturen und Gedachtnismedien, Archaologien des Archivs und Epistemologien des Erinnerns zu oeffnen.