Das gleiche Bild vor Augen und doch unterschiedliche Empfindungen und Gedanken und umgekehrt verschiedene Bildinhalte und Symbole, deren Bedeutungsgehalt jedem Betrachter in ähnlicher Weise zugänglich ist: Kunst ist bekanntlich ein höchst individuelles Erleben, das aber dennoch mitteilbar, nachvollziehbar und dessen Rezeption vom schaffenden Künstler selbst bis zu einem gewissen Grade lenkbar bleibt. Mit diesen Überlegungen öffnet sich ein weites Feld, auf dem die Psychoanalyse, die Wahrnehmungs- und die Kunstpsychologie einander ergänzend der Frage nachgehen, wodurch eigentlich Bilder wirken.
Der Autor versteht es glänzend, ebenso sehr mit seinen grundsätzlichen Überlegungen zum Thema und zur Methodik zu fesseln, wie er auch anhand der Analyse einzelner Beispiele aus bildender Kunst, Film und Werbung seine Leser mit reichem Erkenntnisgewinn versieht. Die Psychologie der Kunst wird hier unter zahlreichen Aspekten beleuchtet und hinterfragt: ob es nun um die Intention und Wirkung von Heiligenbildern oder der Kunst eines Hermann Nitsch geht, um den gezielten Gebrauch von Schlüsselreizen wie dem des Kindchenschemas in der Werbung oder um Kunst als Mittel zur therapeutischen Behandlung.