Zu den Kriegen, die im gegenwartigen Bewusstsein Westeuropas kaum noch prasent sind, gehoert auch der sogenannte "Salpeter"-Krieg (1879-1883), in dessen Verlauf Chile sein Staatsgebiet auf Kosten von Peru und Bolivien um die ressourcenreiche Atacama-Wuste stark nach Norden erweitern konnte. Motiviert durch Befurchtungen einer Revanche seitens des im Krieg durch Frankreich unterstutzten Peru, nahmen die fuhrenden positivistisch-liberal gesinnten Politiker Chiles tiefgreifende Reformen ihres noch post-kolonial gepragten Landes in Angriff. Dabei konstruierten sie ihrerseits Preussen bzw. Deutschland zur - wie selektiv auch immer wahrgenommenen - massgeblichen "Referenzgesellschaft". Gestutzt auf detaillierte Forschungen in deutschen und chilenischen Archiven untersucht die Autorin in durchgangig befolgter Parallelfuhrung zwei zentrale Reformprozesse: die Neugestaltung des Bildungswesens und die Reorganisation des Heereswesens. Beide werden in ihren verfassungsrechtlichen, (aus)bildungstheoretisch-didaktischen und professionspolitischen Dimensionen analysiert und als Katalysatoren der chilenischen Nationalstaatsbildung interpretiert.