Die vielleicht größten Rätsel der europäischen Avantgarden und Neoavantgarden des 20. Jahrhunderts verbinden sich mit eigensinnigen Rückbezügen auf die Alchemie. Konzepte in Kunst, Politik und Wissenschaft des 20. Jahrhunderts verstanden sich dabei als radikale Suche nach einem grundlegend anderen Verständnis materieller und geistiger Produktion.
Neue Formen des Tätigseins, der sinnlichen Wahrnehmung, der kreativen Kommunikation und des Umgangs mit Materialien konzentrierten sich in programmatischen Begriffen des Experimentellen, des praktischen Herstellens und Gestaltens. Der Rekurs avantgardistischer Experimentalpraxis auf alchemische Hinter- und Untergründe verspricht, überraschende Perspektiven auf das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft in Früher Neuzeit und Moderne zu eröffnen. Der Band stellt sich dieser bemerkenswerten Herausforderung. Das Theatrum alchemicum wird als naturphilosophisches Labyrinth, als hybride Verschmelzung mythischen Wissens und rationaler Kenntnisse, als ein kunstvolles Philosophieren mit Materialien beleuchtet.