Seit dem Systemwechsel in Osteuropa werden Vergangenheitsbilder, sprachliche Zuordnung und Konfessionszugehoerigkeit zum Ausbau der Herrschaft nationaler Eliten benutzt. Dieser Prozess beinhaltet die Ersetzung der kommunistischen Ideologie durch ethnonationale Identitaten und
die UEberformung der territorial-administrativen Umgestaltung durch die Renaissance der nationalen Idee. Moegen die Auswirkungen dieser Transformation in den postsozialistischen Landern auch regional unterschiedlich sein, so ist der Entwicklung doch gemein, dass Konsens und Gemeinschaft seither im Zuge einer Abgrenzung entsteht, die das Eigene dem Anderen gegenuberstellt und dabei auf Feindbilder zuruckgreift. Dieses Buch will daher das Verhaltnis von Nationsbildung, Geschichtspolitik und Eskalationsdynamik erhellen, um die Funktion einer historischen Sinnstiftung im Kontext nationalistischer Gewaltentfaltung fur einen Teilbereich des oestlichen Europas aufzudecken.