Die Untersuchung leistet eine textanalytische und literaturhistorische Darstellung zu Georg Kaisers Dramen. Der bevorzugte Blick der Forschung auf den 'expressionistischen' Teil (1910-1920) des mit mehr als 70 Stucken umfangreichen Schaffens verhinderte bis heute eine Untersuchung von Kaisers Gesamtwerk. Ein Schwerpunkt dieser Untersuchung gilt daher Kaisers Stucken der Exilzeit. Die Frage nach dem 'literarischen Strukturwandel' ermoeglicht es, detaillierte Textanalysen mit dem Erarbeiten literatur-, ideen- und sozialgeschichtlicher Kontexte zu verknupfen. Die UEberlegung, dass Kaiser in seinen Dramen bei allen Entwicklungslinien, die sein Werk pragen, ein wiederkehrendes und begrenztes Repertoire an Konfliktmustern und Figurentypen verwendet, bildet den Ausgangspunkt der Untersuchung, die erstmals auch unveroeffentlichte Handschriften und Briefe des Kunstlers exemplarisch erschliesst. Kaiser betrachtete den Expressionismus als Paradigma, als "die groesste Epoche der Kunst". Der Expressionismus blieb auch in den Jahren 1920 bis 1945 ein zentraler Bezugspunkt fur Kaisers produktionsasthetisches Verfahren, doch widerrief der Dramatiker im Exil zentrale Positionen seiner expressionistischen Werkphase.