Alexander Schnell stellt Überlegungen darüber an, welche Rolle der Sinnbildung und Sinnstiftung unserem Verständnis der "Realität" zukommt. Vom phänomenologischen Standpunkt der Analyse des intentionalen Bewusstseins ausgehend, versucht er aufzuzeigen, dass der grundlegende Bezug zu jeglichem "Realen" nicht durch die Wahrnehmung geleistet wird, sondern durch die Einbildungskraft vermittelt ist. Das "Reale" "haben" wir nicht einfach, es wird aber auch nicht durch den Verstand bloß abstrakt konstruiert, sondern es impliziert Sinnbildungsprozesse, die jeweils durch eine epistemisch legitimierende Dimension ausgezeichnet sind. Über den Versuch hinaus, mit dem Grundmotiv der Phänomenologie (nämlich der Erkenntnisbegründung) ernst zu machen, werden zu diesem Zweck einige bedeutsame Begriffe der Phänomenologie - Sinn, Einbildungskraft, Unbewusstes, Realität, Wahrheit, Zeit, Raum, Mensch, Subjektivität, Transzendenz - wieder aufgenommen und neu behandelt. Hierdurch soll diese wirklichkeitsbildende Funktion der Einbildungskraft herausgestellt werden. Dieser Band bietet einen Überblick über einige Grundpositionen des heutigen phänomenologischen Diskurses, arbeitet aber in erster Linie eine eigenständige Position aus. Und zugleich trägt er zur Realismus-Idealismus-Debatte bei, die in den letzten Jahren dank des "Neuen Realismus" neu entfacht und in welcher der Phänomenologie über ein Jahrhundert nach ihrer Gründung wieder eine bedeutsame Rolle zugestanden wurde.