Mit 30 Fortsetzungsbriefen, von September 1865 bis Marz 1866 in taglichen Portionen verfasst, liegt ein weiteres -Tagebuch- der erfolgreichen Erzahlerin Fanny Lewald vor, das gleichzeitig die Korrespondenz und Biographie des liberalen judischen Politikers Jacoby vervollstandigt. Schonungslos kritisiert Lewald die preussische Politik und Gesellschaft im Vorfeld des deutsch-osterreichischen Krieges, die Missachtung des Volkswillens unter der konstitutionellen Monarchie, die Passivitat der Beamten und die Haltung der liberalen Opposition. Vielschichtig wie die Briefschreiberin selbst, bekannt als leidenschaftliche Demokratin, engagierte Sozialreformerin und Frauenrechtlerin, Romanschriftstellerin und Kulturkritikerin, sind die Briefe nicht nur Privatbriefe an einen engen Freund, die Einblick geben in die Beziehung Lewalds zu ihrem Mann, ihrer Familie und Schriftstellerkollegen, sondern auch Kunstler-, Reise- und Geschaftsbriefe, Briefe einer deutschen Judin, einflussreichen Saloniere und leidenschaftlichen Hausfrau im Zwiespalt zwischen burgerlicher Enge und weltburgerlicher Weite."