Im Zentrum der Arbeit steht die für die Stoa grundlegende Oikeiosis-Lehre. Eine der wichtigsten Quellen für diese Theorie ist das dritte Buch von Ciceros Dialog de finibus, das bisher als zuverlässige Darstellung der stoischen Ethik galt. Demgegenüber zeigt der Autor, dass an zentralen Stellen, nämlich bei der Darstellung der Oikeiosis, nicht stoisches, sondern peripatetisches Material verarbeitet wurde. Diese nicht-stoischen Elemente werden dann mit einer sehr ähnlichen Darstellung der Oikeiosis-Lehre von sicher peripatetischer Provenienz verglichen, die sich bei Johannes Stobaios erhalten hat: Für sie und den bei Stobaios tradierten Text kann eine gemeinsame Vorlage erschlossen werden. Als möglicher Urheber dieser Lehre kann durch die Interpretation weiterer Quellen ein Zeitgenosse Ciceros, der Peripatetiker Xenarchos von Seleukeia, ausgemacht werden, dessen Ethik hier zum ersten Mal ausführlich rekonstruiert wird. Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf das Verständnis von Stoa und Peripatos, besonders auf die Interpretation der Oikeiosis-Lehre, und geben neue Einblicke in Ciceros Arbeitsweise und die philosophischen Diskussionen des 1. Jh. v. Chr.