Bürger, Arzt und Massenmörder
Karl Brandt (geboren 1904) wollte ursprünglich als Arzt im Umfeld Albert Schweitzers tätig sein, gehörte jedoch seit 1934 zu Hitlers Führungszirkel. Der talentierte Chirurg und Organisator, ein enger Freund Albert Speers, riss immer mehr Befugnisse an sich. Er war in mörderische Verbrechen verstrickt, darunter Hepatitis- und Kampstoffexperimente an KZ-Häftlingen. Im Nürnberger Ärzteprozess stellte sich Brandt als verantwortungsbewusster, moralisch untadeliger Mediziner dar. Überzeugt verteidigte der Hauptangeklagte die Euthanasie und bekannte sich entrüstet >nicht schuldig<. Ulf Schmidt erschließt über den vielschichtigen Charakter Karl Brandts die Hintergründe für die Normalität des Inhumanen im Nationalsozialismus und führt hin zu aktuellen Debatten über die Ethik der Medizin.
Fesselnd, aufschlussreich und tiefschürfend analysiert Ulf Schmidt die Motive ambitionierter NS-Mediziner und die Dynamik der Macht im Dritten Reich.
»Ulf Schmidts großartige Biographie über Karl Brandt, ein bedeutendes, wenn auch bisher auffallend wenig beachtetes Mitglied von Hitlers innerem Zirkel, enthüllt eindrucksvoll, wie sich ein kultivierter, intelligenter und idealistischer Arzt den unmenschlichen Prinzipien der Nationalsozialisten so leidenschaftlich verschreiben konnte, dass er bis zu seiner Hinrichtung fest davon überzeugt war, nichts Falsches getan zu haben, wenn er Kranke und Gebrechliche zum Wohle eines gesunden >Volkskörpers< töten ließ.« Ian Kershaw