Diese erste monografische Publikation über Gabriele Muschel gibt einen Überblick über das facettenreiche Schaffen der Frankfurter Künstlerin, was schon in den Kapitelüberschriften deutlich wird: Porträts; Kindheit; Insekten; Primaten;
Mangrovensumpfwald; Köpfe; Affen; Momente; Spiele; Paradiese.
Die extremen Sprünge zwischen den Serien in Material, Technik und Handschrift vermitteln die Vorstellung von einer starken Subjektivität, die über die Hand zwar affektiv in das Dargestellte involviert ist, sich ihres Gegenstandes jedoch souverän bemächtigt und ihn auf eine Art und Weise durcharbeitet, die analytisch, empfindsam und kontrolliert in der ausschweifenden Phantasie ist. Bemerkenswert ist die Sorgfalt der handwerklichen Ausführung und der gedanklichen Durchdringung des Themas, zu dem sich die Künstlerin jeder manifesten Meinungsäußerung enthält. Das mehrfache Umschlagen von Stil- und Stimmungslagen in der Abfolge der Kapitel dieses Buchs hat einen Systemcharakter, der sich nicht als Chronologie, Entwicklung oder postmoderner Stilpluralismus erklären lässt. Es verweist vielmehr auf die Macht der Darstellung über die Bedeutung des Dargestellten.
Viktoria Schmidt-Linsenhoff
Gabriele Muschel (*1941) lebt und arbeitet in Frankfurt a.M.