Trotz seiner Größe blieb Köln in der jüngeren Vergangenheit meist eher bescheiden, eine rheinische Provinz im Großen, manchmal sogar ein Anlaß zum Schmunzeln. Denn hier, im "unzuverlässigen" Rheinland, wünschte man sich nichts so sehr wie Heinzelmännchen, um sich möglichst ungestört den lokalen Freuden hingeben zu können.
Erst seit den späten 70er Jahren gelang der Stadt eine bessere Selbstdarstellung. Vorbereitet durch due Neuerungen ein Dezennium zuvor, als Köln zur Wundertüte der Literaten, Underground-Filmer und Video-Künstler wurde, etablierte sich die Domstadt als Kunstzentrum von Rang. Galerien, Kunstmärkte, eine durch die solventen Sammler Irene und Peter Ludwig bereicherte Museumslandschaft, restaurierte Sakralbauten und eine prächtige Philharmonie sorgten dafür. Dann drehte sich das Publicity-Rad der Stadt in Richtung Medienbetrieb. Der WDR bekam Konkurrenz, Sender folgte auf Sender: RTL, Phoenix, n-tv, Vox - deren Zulieferbetriebe, die Internationale Filmschule, Filmstudios, die Kunsthochschule für Medien und eine rege Verlagsbranche eingeschlossen.
Für den Besuche hält Köln nicht viel mehr als ein durch enorme Kriegsschäden und Wiederaufbau bedingtes Stadtbild bereit, das punktuell Glanzlichter aufweist. Innenarchitektonisch allerdings ist Köln ein Schatzkästchen geblieben: dank hervorragender Museumsstücke, faszinierender Sakralräume oder beeindruckender Treppenhäuser im Gürzenich, Dischhaus und Museum Ludwig.
Letzlich jedoch sind es die Kölner selbst, die ihre Stadt in Schwung halten. Die Besucher merken es gleich: am alltäglichen Gang der Dinge und an der Begabung, fünf möglichst gerade sein zu lassen - eine Eigenschaft, die im Wettbewerb deutscher Strenge und Zugeknöpftheit höchst angenehm aus dem Rahmen fällt.