Die Demarkationslinien zwischen Gattungen und Genres werden in der literarischen Moderne vielfaltig uberwunden. Als Beispiel kann die Prosa der Poeten dienen - das Prosawerk von Literaten, deren angestammte Domane zunachst die Verskunst war. Die Prosa der Poeten ist haufig zugleich poetische Prosa - der lineare und sujetorientierte Bedeutungsaufbau ist geschwacht, er wird durch genuin poetische Verfahren, durch alineare Entsprechungen weitgehend substituiert. Diese Studie stellt die Prosa der Dichterin Marina Cvetaeva in den Mittelpunkt und untersucht eingehend deren Interferenzen mit dem Verswerk. Dabei werden verschiedene Ebenen der Verfahren durchschritten, von phonischen AEquivalenzen bis hin zu antithetischen Makrostrukturen der Sinnkonstitution. Ebenso wird die spezifische Gedachtnispoetik, die sich in dieser Spielart der Prosa kundtut, und die besondere Rolle des mythischen Denkens exemplarisch dargelegt. Die Arbeit bezieht daruber hinaus verwandte Werke zeitgenoessischer Autoren ein (Belyj, Remizov, Mandel'stam, G. Ivanov) und konstrastiert sie mit der poetischen Prosa Cvetaevas.