In der russischen Literatur ist das Motiv des Doppelgangers an drei Kernbereiche gebunden: Erstens, der -Samozvanec- (Usurpator) versucht, den legitimen Herrscher von seinem Platz zu verdrangen und selbst dessen Stelle einzunehmen. Zweitens, ein stilisiertes Selbstbild in weitgehend autobiographischen Texten fuhrt zu einer imaginaren Verdoppelung der eigenen Person in Form einer -Spiegelschrift-. Drittens, Steinmonumente beleben sich, verleugnen ihre Zeichenhaftigkeit und verlassen - vermeintlich naturalisiert - das Zeichensystem. Diese Naturalisierung erschafft dem Double eine eigene Geschichte und lasst es aus dem Mythos heraustreten.
Die Studie entwickelt eine stilisierte Typologie aller in den ausgewahlten Texten erkennbaren Doppelungen. Dabei geht es nicht um eine Motivsammlung, sondern um eine formale wie inhaltliche Interpretation des Textmaterials. Mit komparatistischen Verknupfungen durch verschiedene Gattungen und literarische Epochen wird die komplexe Transformation des Motivs verfolgt. Die Textanalysen schlagen den Bogen von Puskin, Lermontov und Gogol' uber Dostoevskij, Brjusov und Belyj bis hin zu Mandel'stam, Nabokov und Sokolov."