Die neuere Forschung zum Alten Testament hat deutlich gemacht, dass dessen Bücher über weite Strecken hin Text und Kommentar in einem sind. Die Schriftwerdung des Alten Testaments lässt sich als ein differenzierter Prozess innerbiblischer Schriftauslegung interpretieren, der überkommenes Textgut jeweils auf neue historische Situationen hin aktualisiert hat. Erst die Kanonsgrenze hat Text und Kommentar dann dauerhaft voneinander getrennt. Der vorliegende Band vereinigt verschiedene Studien von Konrad Schmid, in denen er sich der Rekonstruktion der Schriftkultur und des Literaturbetriebs im antiken Israel zuwendet, mehrere Fallstudien innerbiblischer Exegese im Alten Testament vorstellt und schließlich die theologische Bedeutung dieser Befunde thematisiert. Das von der neueren alttestamentlichen Wissenschaft gezeichnete Bild des Alten Testaments als schriftgelehrter Traditionsliteratur erweist sich dabei als Grundlage einer historisch differenzierten und theologisch dynamischen Wahrnehmung der Bibel.