Die radikale Transformation des internationalen Systems nach dem Zusammenbruch des Kommunismus hat auch die Herausfor derungen an die Sicherheits- und Friedenspolitik grundlegend ver ändert. Die jahrzehntelang drohende Gefahr eines weltweiten Nu klearkrieges scheint gebannt zu sein. Die Voraussetzungen für ge meinsames Handeln der ständigen Mitglieder des UN-Sicher heitsrates haben sich deutlich verbessert. In vielen Teilen der Welt sind die Chancen für Demokratisierungsprozesse und die Achtung der Menschenrechte gestiegen und damit auch die Chan cen für dauerhafte Friedensstiftung. Allerdings haben die Hauptakteure des früheren Ost-West-Kon fliktes die Möglichkeiten zur Zivilisierung der internationalen Be ziehungen bislang völlig unzureichend genutzt. Offen ist darüber hinaus, ob durch die Neuformierung des internationalen Systems nicht traditionelle und neue Rivalitäten zwischen den Führungs mächten bzw. den Wachstumszentren der Welt aufflammen wer den. Schon jetzt haben ethnonationale Konflikte, Krisen und Krie ge auf dem Boden der ehemaligen sozialistischen Staaten eine un geahnte Dramatik entfaltet. Nicht zuletzt zeichnen sich aufgrund der ökologischen Krise und wachsender Migrationsbewegungen neuartige Konflikte um Ressourcen und eine Renaissance territo rialer Streitigkeiten ab.