"L'experimentateur doit douter, fuir les idees fixes, et garder tou jours sa liberte d'esprit. " CLAUDE BERNARD, 1865 Die vielgestaltigen pathologischen Veranderungen an markhaltigen Nervenfasern im Zentralnervensystem haben den Neurohistopathologen zahlreiche Ratsel aufge- geben. Die Deutung lichtmikroskopischer Beobachtungen an Fasern ist schwierig, im Unterschied zu den Gestalt- und Strukturveranderungen an den Perikarya der Ner- venzellen, die augenfalliger und leichter einzuordnen sind. Auch bietet sich bei den Vorgangen an den Perikarya oft der Vergleich mit entsprechenden Veranderungen funktionstragender Zellen anderer Organe an, wahrend bei den Faserveranderungen solche Vergleiche nicht moeglich sind. Einen Eindruck von dieser Situation der Faser- pathologie im ZNS hatte ich wahrend meiner Tatigkeit im Max-Planck-Institut fur Psychiatrie in Munchen gewonnen. In den letzten Jahren haufen sich experimentelle Arbeiten vor allem zum Thema der Axonveranderungen, aber auch zur Markschei- denpathologie. Die eigenen Untersuchungen am N. opticus der Ratte wurden im Insti- tut fur Hirnforschung der Universitat Tubingen durchgefuhrt. Herr Prof. Dr. J. PEIFFER hat die Arbeit in grosszugiger Weise unterstutzt und ihre Fortfuhrung auf breiterer Basis gefoerdert. Die zunachst uberwiegend elektronenmikroskopischen Be- obachtungen konnten erganzt werden durch eine Reihe von Befunden, welche in Zusammenarbeit mit Doktoranden am gleichen experimentellen Modell entstanden. Morphometrische Untersuchungen am normalen Opticus fuhrte Herr cand. med. E. MEYER-KOENIG durch, enzymhistochemische Untersuchungen an den Reaktions- zonen der Faserstumpfe Herr Dr. E. METZ, baustoffhistochemische und polarisations- optische Untersuchungen bei sekundarer Faserdegeneration Herr cand. med. E. MAYER- RosA. Sie wurden insoweit hier aufgenommen, als unmittelbare Beziehungen zu den elektronenmikroskopischen Befunden vorliegen.