Ihr müsst die Ursachen der Pest heilen, die da sind die abscheulichen Sünden, die begangen werden: Blasphemie gegen Gott und die Heiligen, die Schulen der Sodomie, die unerhörte Wucherei... Handelt, handelt, und ihr werdet mit der Pest fertig.-Predigt der FranziskanerPredigten wie die oben zitierte bildeten keine Seltenheit im Alltagsleben mit der Pest während der Jahre 1348-1350. Neben dem Schwarzen Tod breitete sich zudem ein anderes Phänomen aus: Massenhysterie und die Suche nach Gründen für die Seuche, welche eine Basis für die Entwicklung von Handlungsschemata liefern sollten.Dieser Hintergrund stellt den Rahmen für die Pogromwellen zwischen 1348 und 1350 dar, die bis zum Holocaust des 20. Jahrhunderts die größte singuläre Mordaktion gegen die jüdische Bevölkerung in Europa blieben. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit sollen die genauen Beweggründe für die zahlreichen Morde an den Juden während der Pest untersucht werden. Hierzu ist es zunächst nötig, die Entwicklung der sozialen Stellung der Juden innerhalb der Städte in den Jahren vor der Ausbreitung des Schwarzen Tods zu beleuchten, um davon ausgehend zu den eigentlichen Auslösern der Massaker fortzu-schreiten. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Verschwörungstheorien, den Vorwurf der Brunnenvergiftung, mögliche politische und soziale Motive und die Rolle der Flagellanten gelegt werden. Abschließend soll der Versuch einer Zusammenfassung unternommen werden, um die Komplexität des Themas in einen kurzen Überblick zu bringen.