Ein GroBteil der Medien in der Bundesrepublik verhlHt sich gegenwar- tig recht kritisch zu amerikanischer Politik und Kultur, kurz: zum "American way of life". Bei jiingeren Lesern und Femsehzuschauem, die sich z. T. noch ihren frustrierenden Weg durch unser hoheres Bildungssystem hahnen, fmdet solche Amerikakritik offene Ohren. Vergessen bzw. unbekannt scheint bei uns zu sein, daB die USA nicht von einer Stelle aus oder von einer Personlichkeit regiert werden und daB zwischen den Absichtserklarungen von Politikem und dem, was sie faktisch tun, unterschieden werden muB. Allerdings diirfte auch bei abwagender Beobachtung amerikanischer Politik, die derzeit etwas zu kurz kommt, sich nicht automatisch ein amerikafreundliches Bild einstellen. Dies h1lngt sicherlich einerseits von den Realitaten in der amerikanischen Politik ab; andererseits sind die Weltbilder hinsichtlich der USA in unseren Medien nicht geeignet, den Nachwuchseliten der Bundesrepublik zu einer differenzierten Sicht zu verhelfen. Diese differenzierte Sicht ist wahrscheinlich auch gar nicht erwiinscht; nehmen doch die USA fiir viele Jugendliche den Platz eines Siinden- bocks in den politischen Symbolisierungen unserer Zeit ein. So ergibt sich der eigentiimliche Zustand, daB in einer Zeit, in der die Produkte amerikanischer Massenkultur (Levis, Cola, Hamburger, Rock und Pop) zur nicht hinterfragten Grundlage jugendlicher Alltagswelt in nahezu allen L1lndem geworden sind, die USA selbst als politisches Gemeinwe- sen zu einem weltweiten Negativsymbol werden. Auch unsere Analysen enthalten keine proamerikanischen Lobge- sange.