Oft totgesagt, erlebt das Sonett heute eine Renaissance. Worin liegen die Ursachen hierfur, und welches Formverstandnis bewirkt dies? Die tradierten Gattungsdefinitionen (-festes Reimgedicht-, -dialektische Form-) vermogen darauf langst keine Antwort mehr zu geben. Die vorliegende Arbeit unternimmt zum ersten Mal exemplarisch und durchgangig, strukturelle Formbedingungen als 'sonettisch' zu verstehen und theoretisch herzuleiten, um sie spater fur die Analyse des einzelnen Gedichts nutzbar zu machen. Den Bewegungsablaufen, den lyrischen Syllogismen und der selbstreflexiven Tendenz sonettischer Formkorper wird nach-gedacht, wobei sich oft uberraschende Leistungen der Formgattung zeigen. Musterinterpretationen verfolgen schliesslich Wandel, Funktion und Moglichkeiten sonettischen Dichtens im 20. Jahrhundert vom Expressionismus uber Exil, Nachkriegszeit und die 60er Jahre bis in die unmittelbare Gegenwart der jungsten Lyrik Karl Krolows."