9 enarzt, NAAKTGEBOREN ist Zoologe) die Frage nach dem Verhaltnis zur Psychophysiologie der Geburt und der modernen technologisierten Ge- burtshilfe auf. Diese beiden Beitrage verdeutlichen wohl am besten, wie unbekannt die sozio-psycho-physiologischen Zusammenhange der Ge- burt noch sind, und welch breites, interdisziplinares Forschungsge- biet sich hier eroeffnet hat. Die These beider, dass es einer Frau un- ter der Geburt erlaubt sein muss zu regredieren, um sich auf die Vor- gange in ihrem Koerper harmonisch einstellen zu koennen, wird einleuch- tend vertreten. Dass die Frau dazu vor allem eines absoluten Vertrau- ens in sich selber und in ihre Umgebung bedarf, unabhangig davon, ob diese ein neusteinzeitliches Geburtshaus, ein niederlandischer Privathaushalt oder ein deutscher Kreissaal ist, ist einsichtig. Dies ist insofern von besonderem Interesse, als in vielen traditio- nellen Ethnien, wie die Beitrage aus Neuguinea, Yukatan, den Karoli- nischen Inseln, Korea, Madagaskar, Ungarn etc. zeigen, diese Ver- trauenshaltung und diese Regression der Gebarenden durch die Umge- bung systematisch gefoerdert wird. Die vermuteten Zusammenhange zu 'Bonding' und Stillfahigkeit sind bedenkenswert. Um diese Zusammen- hange und ihre Wirkungen auch in bezug auf die sozio-psychosomati- sche Physiologie und Pathologie der Geburt zu verstehen und transkul- turell vergleichend beurteilen zu koennen, bedarf es in der Tat des Konzepts der Geburtshilfe als kulturellem System.