Das Werk TALCOTT PARSONS' gehort ohne Zweifel in die Reihe der "modernen Klassiker" des soziologischen Denkens. Die Ent- wicklung seines theoretischen Programms ist wie kein anderes auf die Synthese unterschiedlicher Theorielinien und auf einen interdisziplinaren Diskurs angelegt. Betrachtet man die Dis- kussionen, die dieses Werk ausgelost hat, dann wird gerade dieses Bemuhen urn Synthese weitgehend ignoriert. Erst in neue- rer Zeit hat sich eine Rezeption entwickelt, die sich durch eine differenzierte und zugleich unbefangene Haltung gegenuber 1 PARSONS auszeichnet. Soll dieses wiedererwachende Interesse an PARSONS fur die systematische Theorieentwicklung in der Soziologie fruchtbar gemacht werden, dann wird man mehr als 2 bisher der Tatsache Rechnung tragen mussen, daB das Theorie- programm PARSONS' ohne die Auseinandersetzung mit okono- 3 mischen Denktraditionen nicht rekonstruierbar ist. PARSONS selbst verwies immer wieder auf die besondere Bedeutung der okonomischen Theorie fur eine systematische Theorieentwicklung 4 in der Soziologie im allgemeinen und fur seine eigene intel- 5 lektuelle Biographie im besonderen. Diese Studie will daran erinnern, daB die theoretischen Grund- uberlegungen in der Soziologie und Okonomie, ungeachtet aller methodisch-technischen Spezialisierungen, nicht einfach von- einander abgekoppelt werden konnen. Es solI an der Sozialtheo- rie PARSONS' deutlich werden, in welcher Weise okonomische Theorieelemente den Denkstil, die konzeptionelle Anlage und spezielle theoretische Problemlosungen beeinfluBt haben. Es geht mir dabei nicht urn die Behauptung, PARSONS' Gesamtwerk sei auf eine wie immer geartete okonomische Interpretations- folie aufzuspannen.