Zu Beginn des 21. Jahrhunderts besteht in weiten Teilen der Welt keine politische Legitimitat mehr ausserhalb der Demokratie. Sogar weithin als undemokratisch angesehene Regime bezeichnen sich selbst als demokratisch - ein Indiz fur den globalen Siegeszug des demokratischen Gedankens, aber fur Demokraten kein Grund zur Selbstzufriedenheit. Noch heute klafft zwischen Idee und Wirklichkeit der Demokratie eine Lucke, auch in den historisch etablierten und als Vorbild gepriesenen Demokratien des "Westens". Dies ist Grund genug, sich den sozialen und kulturellen Voraussetzungen der Demokratie erneut zuzuwenden, nicht aus bloss historischem, sondern aus dem politischen Interesse ihrer Bewahrung und weiteren Entwicklung: Demokratie erweist sich immer wieder als gefahrdet und bedarf der aktiven Verteidigung. Freiheit, Gleichheit und Solidaritat stehen als gleichgewichtige Prinzipien des demokratischen Zusammenlebens in einem dialektischen Spannungsverhaltnis, das fur die weitere Entwicklung der Demokratie konstitutiv ist.