Kann Geschichtsschreibung objektiv und wahr sein? Oder ist sie nur Zerrbild der Vergangenheit - gepragt von den Interessen und Blindheiten ihrer Zeit und ihrer Verfasser? Historiker neigen zu einer realistischen Perspektive auf ihr Fach. Ihr Ringen um richtige Darstellungen und Interpretationen vergangenen Geschehens ware sinnlos, wurden sie diese vollstandig aufgeben. Geschichtstheoretiker singen - zumal in den letzten Jahrzehnten - gern das Lied des historischen Relativismus. Dabei raumen sie mit allerlei naiv-realistischen Vorstellungen von Geschichtswissenschaft auf. Doch vielfach wird daruber hinaus das Konzept einer wissenschaftlichen Erforschung der menschlichen Vergangenheit uberhaupt verabschiedet. Unter Betonung ihres narrativen Charakters wird Geschichtswissenschaft in die Nahe von fiktionaler Literatur geruckt. Die Grenzen zwischen Geschichtswissenschaft, Geschichtspolitik oder gar Propaganda verschwimmen. Dieses Buch untersucht die Argumente fur den radikalen historischen Relativismus und weist seine wesentlichen Schlussfolgerungen zuruck. Weiter entwickelt der Autor ein positives Verstandnis von historischer Objektivitat. Geschichtsdarstellungen werden hierbei nicht als Erzahlungen, sondern als kausale Theorien uber historische Veranderungsprozesse verstanden. Als solche lassen sie sich empirisch rechtfertigen - wie andere wissenschaftliche Theorien.