Vorsatz und Schuld sind elementare Begriffe des Strafrechts, die von einem erheblichen gesellschaftlichen Vorverständnis geprägt sind. Als wesentlicher Teil der jeweiligen Rechtskultur unterscheiden sich sowohl das soziale Vorverständnis wie die professionelle Verwendung der Begriffe Vorsatz und Schuld in den verschiedenen Rechtssystemen erheblich. Christoph Safferling greift das deutsche und englische Strafrechtssystem heraus und untersucht diese hinsichtlich der subjektiven Täterelemente. Strafrechtstheorie und Philosophie im 19. und 20. Jahrhundert verursachten teilweise dramatische Umorientierungen im Verständnis von Vorsatz und Schuld, beispielsweise durch die Versubjektivierung des Unrechtsbegriffs, die durch die finale Handlungslehre ausgelöst wurde. Diese Entwicklungen wurden jedoch in der terminologischen Verwendung der Begriffe nicht konsequent umgesetzt, was sich besonders an großen Unsicherheiten in der Irrtumslehre zeigt. Die Begriffsverwendung im englischen Strafrecht wirkt dagegen undifferenziert und kaum auf Systematisierung ausgerichtet. Die starke Einzelfallbeziehung führt zu teilweise schwer handhabbaren Parametern und undurchsichtigen Differenzierungen in bezug auf die subjektiven Voraussetzungen der Straftat. Beim Vergleich hinsichtlich der Fragen Vorsatz und Schuld zeigt der Autor eine unterschiedliche Ausgeprägtheit der systematischen Durchdringung beider Strafrechtsordnungen und ein teilweise sehr unterschiedliches Verständnis von Strafbedürfnis.