Als emanzipatorisches Leitziel bildungstheoretischer und -praktischer Bemuhungen stellt sich die Frage nach Mundigkeit in zweierlei Hinsicht: als individuelles Entwicklungspotential in den persoenlichen Bildungswegen ebenso wie untrennbar damit verbunden als Entwicklung einer vernunftigen Kultur im Sinne einer Zivilisierung der Gesellschaft. Doch kann von einer Mundigkeit in allen Orientierungszusammenhangen noch ausgegangen werden und welche Umrisse erhalt Mundigkeit heute, wenn der Durchgang durch die Postmoderne den gesellschaftlichen Wandel zu postmodernen Lebensbedingungen - postmodernen Konstitutionsbedingungen fur Identitat - und den theoretischen Bruch mit der Moderne in einem neuen Zugang zu Subjektivitat, Vernunft, Erkenntnis und Ethik in Rechnung stellt? Der Argumentationsgang durchwandert den kritischen Pfad zwischen modernen und postmodernen Theorieansatzen und behandelt den Bruch zwischen Moderne und Postmoderne unter der Perspektive von Identitatsarbeit, Wirklichkeitsverarbeitung, Verstandigung und sozialer Kreativitat.