Fur Adolf Hitler war er der Inbegriff des Nationalsozialismus. Heinrich Himmler kopierte seine Verfolgungspraktiken gegen Juden und andere Deutsche. Und die "Deutsche Volksgemeinschaft" erkannte sich in ihm wie in einem Spiegelbild: Julius Streicher, der beruchtigte Herausgeber der Hetzzeitschrift Der Sturmer war der bedeutendste Schrittmacher der deutschen Judenverfolgung lange vor der Machtergreifung. Er schuf das Feindbild des "judischen Rassenschanders", grundete die einflussreichste NS-Hetzzeitschrift und forcierte massgeblich die "Nurnberger Blutschutzgesetze". Wie ist es dabei zu erklaren, dass das Leben und Wirken dieses Intimfreundes von Adolf Hitler bis heute selbst in Fachkreisen fast ganzlich unbekannt ist? Warum straubt sich die Forschung bis heute gegen die Aufarbeitung des enormen Erfolges dieses "Berufsantisemiten"? Und welcher Art war die von ihm ausgehende Faszination, dass selbst Unternehmerpersoenlichkeiten wie Martin Hilti aus dem Furstentum Liechtenstein in ihren Jugendjahren gluhende Verehrer von Julius Streicher waren, diesen in ihrem Kampf gegen "Rassenschande" kopierten und ebenso bedingungslos die Vernichtung der judischen Rasse fordern konnten? Nach seiner grundlegenden Studie "Neuschoepfer des deutschen Volkes" - Julius Streicher im Kampf gegen "Rassenschande" analysiert der Politikwissenschafter Franco Ruault in seiner neuesten Arbeit ein weiteres tabuisiertes Kapitel der NS-Entstehungs- und Wirkungsgeschichte: das Leben und Wirken von Julius Streicher im Kontext der "Loesung der Judenfrage".