Die vorliegende Studie leistet einen Beitrag zur Phanomenologie des Exils. Die literarische Produktion und das politische Engagement des deutsch-judischen Autors Feuchtwanger werden bewertet, indem zunachst geistes- und lebensgeschichtliche Voraussetzungen ihre Berucksichtigung finden. In den ersten Jahren nach 1933 gewahrte das Exilland Frankreich emigrierten Antifaschisten politischen Spielraum: Feuchtwangers Briefwechsel mit Heinrich Mann zeigt jedoch die starken Hemmungen des Autors, das literarische mit einem politischen Leben zu tauschen. Eine Interpretation seiner Exilromane aber weist auf, dass er dieses Dilemma literarisch genutzt hat, um eine Ethik des Exils zu entwickeln. Frankreich erweist sich zudem als Ort der Abkehr von deutsch-judischer Kultur. Das ursprunglich deutsch-national gefarbte Frankreichbild Feuchtwangers andert sich, er wendet sich immer mehr der westeuropaischen und der judischen Geschichte zu."