Die Verfemte in Der Literatur - Zur Darstellung Der Dirne in Der Erzaehlkunst Des 19. Und 20. Jahrhunderts
An der Schwelle zum 19. Jahrhundert tritt die Figur der Verfemten aus ihrer durch Sitte und Moral verordneten Schattenexistenz ins Licht der literarischen Reflexion. Sie gewinnt Relief als Exponent einer Kultur, die auf Triebverzicht grundet. Zugleich treten die Veranderungen zutage, die im Denken stattgefunden haben. Die freigesetzten erotischen Konnotationen bundeln sich zu Verehrung und Verachtung. Im Banne der gesellschaftlichen Zweckrationalitat, in der Natur, Unschuld und Liebe chancenlos bleiben, rufen die Apologeten die Dirne als Zeugin auf fur das Humane, als Opfer planenden Kalkuls. In drei unterschiedlichen Varianten wird die Verfemte geortet zwischen mannlicher Dominanz und weiblicher Hingabe, in der Verwandlung des Erotisch-Sinnlichen in eine Funktion des Verstandes, die als Reflex einer umfassenden Verdinglichung der Allmacht der Ratio entspringt."