Arbeiten zur Geschichte der Literaturwissenschaft in Deutschland nach 1945 sind noch immer eine Ausnahme. Dieses Buch liefert Bausteine, die dazu beitragen, diese Lucke mit Hilfe von neuem Material zu schliessen. Anhand von system- und facherubergreifenden Beispielen aus Germanistik und Romanistik koennen institutionengeschichtliche Chancen und Zwange, personal- und strukturpolitische Entscheidungen, abgebrochene und forcierte Karrieren in Beziehung gesetzt werden zu theorie- und schulbildenden Konzepten, zu den methodologischen Voraussetzungen und den oeffentlichkeitswirksamen Folgen einer Wissenschaftsentwicklung, die in beiden deutschen Staaten zu keiner Zeit autonom verlief, aber durchaus auch ihrer eigenen Entwicklungslogik folgte. Unter den veranderten Bedingungen nach der deutschen Vereinigung kann ohne Vorbehalte daruber Auskunft gegeben werden, wo der literaturwissenschaftliche Diskurs durch unterschiedliche Ideologien, Traditionen und Schulen pradisponiert war und an welchen Stellen systemubergreifende Paradigmen und Forschungsfelder weiter bestanden bzw. sich neu etablieren konnten.