Vitamine sind organische Molekiile, die in kleinen Mengen in unserer taglichen N ahrung vorkommen, in allen Lebensformen nahezu die gleichen Funktionen ausuben und er- fiillen. Sie sind fUr den Organismus essentielle Substanzen. In der Regel sind fUr den gesunden Menschen wenige Milligramm vonnoten, urn den ordnungsgemaBen Ablauf des Stoffwechsels sicherzustellen. Der Vitamin-B-Komplex zahlt zu den wasserloslichen Vitaminen. B, B6 und BIz sind 1 Bestandteile von Coenzymen: BI als Thiaminpyrophosphat, B6 als Pyridoxalphosphat und BIz als Cobalamin-Coenzyme. Gemeinsames Kennzeichen aller Enzyme, die Thiaminpyrophosphat verwenden, ist der Transfer von aktivierten Aldehydeinheiten. Pyridoxalphosphat ist ein auBerordent- lich vielseitiges Coenzym, welches zahlreiche Reaktionen von Aminosauren katalysiert, Eliminierungs- und Austauschreaktionen am {3- und y-Kohlenstoffatom von Amino- sauresubstraten. Nicht die Substitution von BI oder B6 bei Mangelerscheinungen, sondem die enterale oder parenterale Applikation von Megadosen, einzeln oder in Kombination, steht heute im Mittelpunkt. Bei Vitaminmangelzustanden ist eine hochdosierte therapeutische An- wendung erforderlich. Sie ist nicht nur notwendig bei Vitamindepletion, sondem z. B. auch zur Behandlung bestimmter genetisch bedingter Stoffwechselst5rungen. Bei Er- krankungen des peripheren Nervensystems ist die Anwendung hochdosierter B-Vit- amine ebenfalls klinische Praxis. Dieses Frankfurter Seminar fUr klinische Pharmakologie hat zum Ziel, die neuesten pharmakologischen und klinischen Untersuchungsergebnisse auf diesem Gebiet vorzu- stellen. Es sollte der Versuch gemacht werden, Befunde vorsichtig zu interpretieren und, falls es moglich ist, neu zu bewerten, urn so eine rationale Bewertung der thera- peutischen Bedeutung von B-Vitaminen auf der Basis des wissenschaftlichen Erkennt- nismaterials zu ermoglichen.