Manfred Riedel untersucht Linienzüge deutschen Geistes im bislang wenig vermessenen Spannungsfeld zwischen Weimarischer Klassik und klassischer Dichtung der Moderne, von der Erfahrung durchdrungen, "schönes Leben" sei überall erkrankt. Er wendet sich dagegen, dass die zeitgenössische Forschung zur Weimarer Klassik Nietzsche und die von ihm ausgehenden Bögen zur klassischen Moderne vernachlässigt. Das Buch überprüft die einst zu Nietzsches Gunsten vorgebrachten Argumente vom "Willen zur Macht als Kunst" und vergleicht sie mit Georges und Hofmannsthals Goethe- und Nietzsche-Verständnis. Angesichts wachsender Voreiligkeit im Aburteilen von Vergangenem teilt Manfred Riedel die heute immer stärker gehegte Furcht vor einer gänzlichen Auflösung alles geschichtlich Überlieferten. Um so stärker ist die Hoffnung, dass eine neue Generation durch "richtiges" und "gerechtes" Verstehen den längst fälligen Revisionsprozess anstrengen und das hohe Geistergespräch vor Herabziehungen "ins Nichts" bewahren wird. Riedels Untersuchungen deuten die bis heute missverstandene Idee der "konservativen Revolution" für ganz Europa und folgen den Bogenlinien von Nietzsche zu Goethe, die Hofmannsthal auszog, der hieran weitere "Bögen" und "Abbiegungen" ansetzt, die den Unterschied der "klassischen Moderne" zu Neuromantik, Jugendstil, Expressionismus usf. markieren. Sie alle laufen in Nietzsches Denken und Dichten zusammen und erfüllen die Rede vom "Rückschein des Geistes" mit Leben.