„Über den Wellen bin ich einzigartig, so wie es mein König in der Welt ist“ – so lautete die unbescheidene Devise des französischen Kriegsschiffes Royal Louis, das 1668 in Toulon vom Stapel lief. Das Prachtschiff in der neuen Flotte des jungen Ludwig XIV. übertrumpfte mit über hundert Kanonen tatsächlich das bis dahin immer noch mächtigste Schiff der Welt, die englische Sovereign of the Seas von 1637. Für den Skulpturenschmuck beauftragte man Ludwigs ersten Hofmaler Charles Le Brun mit dem Entwurf und die Bildhauer François Girardon und vor allem Pierre Puget mit der künstlerischen Werkstattleitung, während Ludwigs Minister Colbert stets ein wachsames Auge auf die Arbeiten hielt. Anhand zeitgenössischer Text- und Bildquellen rekonstruiert der Autor das bedeutende Skulpturenprogramm der Heckfassade, eine opulente Schauwand, auf der nicht nur der König, sondern auch die französische Kunst über alle Vorbilder gestellt und die Royal Louis zum veritablen Staatsschiff erhoben wurde.