Wird gegenwärtig das Verhältnis von Religion und Kultur diskutiert, so geschieht dies selten ohne Bezug auf Schleiermacher oder Cassirer. Beide haben prominente Kulturphilosophien entwickelt, deren Wirkungsgeschichte bis in die aktuellen Debatten reicht. Umso erstaunlicher ist es, daß ein eingehender Vergleich der beiden Positionen bislang gefehlt hat. Cornelia Richter analysiert deshalb die systematisch-philosophischen Symmetrien und Divergenzen von Schleiermachers Dialektik und Ethik einerseits und Cassirers Philosophie der symbolischen Formen andererseits. Dabei zeigt sich, inwiefern beide Ansätze in historischer Sicht aus einer gemeinsamen transzendentalphilosophischen Problemkonstellation erwachsen sind. Die systematische Analyse eröffnet auch den Blick auf die Ähnlichkeit der jeweiligen kulturphilosophischen Motive sowie deren Differenzen auf der Ebene der empirisch-phänomenologischen Explikation und vor allem der Bestimmung von Ort und Funktion von Religion. Es zeigt sich, inwiefern es aus der Verbindung von Religion und Kultur zur Aufgabe für die Theologie wird, die Ausbildung der Dogmatik selbst kulturell zu verantworten.