Der Gattung der Predigtliteratur kommt im 16. und 17. Jahrhundert eine zentrale Bedeutung zu, denn gedruckte Predigten machen einen grossen Teil des fruhneuzeitlichen Schrifttums aus. Die hier vorgelegte Arbeit untersucht Texte, die in der Tradition der lutherischen Schriftauslegung stehen, und wahlt aus diesem Bereich Predigten aus, in denen die Deutung von Pflanzen und ihrer Eigenschaften im Vordergrund steht. Diese Pflanzenpredigten koennen sowohl ihrer Anzahl nach als auch wegen ihrer spezifischen Ausformung der Vermittlung evangelischer Lehre als nachreformatorisches Zeugnis und Teil der theologischen Geistesgeschichte der Zeit gelten. Sie zeigen, auf welche Weise Naturkunde und Schriftexegese in der Mitte des 16. Jahrhunderts miteinander verbunden wurden, und wie dies im evangelisch-lutherischen Erbauungsschrifttum zu einem noch einmal auflebenden Interesse an der allegorischen Naturdeutung fuhrt, bevor sie im Prozess der Aufklarung an Bedeutung verliert.